Wandgemälde im Sitz einer zapatistischen Selbstverwaltung ("Caracol")
Auf dem Kaffee-Weltmarkt herrschen Mensch und Natur ausbeutende kapitalistische Strukturen vor. Im solidarischen Handel sehen wir einen kleinen aber wichtigen Schritt, diesen eine Alternative entgegen zu setzen – und zwar auf wirtschaftlicher und politischer, sozialer und ökologischer Ebene.
Solidarischer Handel bedeutet für uns:
Direkter Handel: Wir kaufen Rohkaffee direkt, ohne Zwischenhandel, von den zapatistischen Kooperativen aus Chiapas (Mexiko) und der Kooperative CENCOIC aus dem Cauca (Kolumbien). So kommt wesentlich mehr von unserem Einkaufspreis bei den Kooperativen und Produzent*innen an. Außerdem überwinden wir durch die direkte Beziehung unpersönliche Marktverhältnisse.
Dauerhafte Beziehungen: Unsere Zusammenarbeit mit den Kooperativen ist langfristig angelegt. Wir garantieren ihnen eine beständige Abnahme und gestalten unsere Beziehungen auf Dauer und solidarisch.
Stabiler Kaffeepreis: Wir wollen mit unserer Arbeit erreichen, dass die Kaffeebäuer*innen nicht den schwankenden Weltmarktpreisen unterworfen sind. Daher sichern wir ihnen einen möglichst stabilen Preis zu, der über Weltmarkt-Niveau und dem Fair-Trade-Mindestpreis liegt. Wir senken die Kaffeepreise an die Kooperativen auch dann nicht, wenn die internationalen Rohkaffeepreise sinken. Und wir erhöhen ihn, wenn die Kooperativen darum bitten.
Vorfinanzierung: Wir leisten bereits mit Vertragsunterzeichnung eine zinsfreie Vorauszahlung von 60% bis 70% des Kaufpreises an die Kooperativen. Dadurch können die Kooperativen ihre Mitglieder zeitnah für den geernteten Kaffee bezahlen. Außerdem müssen die Kooperativen so für die Weiterverarbeitungs- und Exportkosten keinen Kredit aufnehmen. Bei Ankunft des Kaffees in Hamburg zahlen wir dann den noch fehlenden Betrag. Im kapitalistischen Handel ist weder eine Vorfinanzierung noch eine zügige Bezahlung des Kaufpreises durch die Aufkäufer gängig. Häufig wird erst lange nach Erhalt des Kaffees gezahlt.
Ökologie: Sowohl für uns als auch für die Kooperativen ist ein respektvoller Umgang mit der Natur sehr wichtig. Einen Anbau auf Basis von indigenem und agrar-ökologischem Wissen wird von den Kooperativen gezielt gefördert – was auch wir finanziell unterstützen. Der von uns verkaufte Kaffee wird von den Produzent*innen in kleinbäuerlicher Landwirtschaft ohne Pestizide oder Fungizide angebaut. Der Kaffee aus Chiapas ist darüber hinaus offiziell bio-zertifiziert oder nach selbst entworfenen strengen Richtlinien von der Kooperative selbst zertifiziert. Auch bei der CENCOIC erhalten immer mehr Anbauende eine Bio-Zertifizierung.
Solidarität: Wir tragen die Risiken und Schwierigkeiten im Produktions- und Lieferprozess gemeinsam mit den Kooperativen. So fällt etwa die Ernte jedes Jahr anders aus. Ungünstiges Wetter kann zu einer geringeren Erntemenge oder geringerer Qualität führen. Leider macht sich der Klimawandel auch in den Regionen des Kaffeeanbaus bemerkbar. Wir lassen die Kooperativen bei schlechten Ernten nicht im Stich, sondern kaufen auch dann Kaffee, wenn dieser nicht den Stempel der sogenannten "europäischen Qualität" erhält. Dieses war zum Beispiel der Fall, als die Kaffeekrankheit la roya über Jahre viele Kaffeepflanzen schädigte. Wir möchten möglichst alle Kaffeeanbauenden der Kooperative unterstützen und kaufen daher nicht nur die besten der besten Bohnen, sondern – wenn nötig – auch "2. Wahl"-Rohkaffee und mischen diesen in geringen Anteilen mit der "europäischen Qualität". Und auch wenn sonst mal etwas nicht so gut läuft, tragen wir gemeinsam mit den Kooperativen die Konsequenzen. Umgekehrt teilen wir auch, wenn wir Vorteile haben: Sollte etwa der Wechselkurs im Vergleich zum Vorjahr für uns besser ausfallen, geben wir den Kooperativen die Hälfte der dadurch erzielten Wechselkursgewinne weiter.
Globalen Handel solidarisch gestalten: Rein formell sind die Zeiten des Kolonialhandels vorbei. Doch die aktuellen Handelsbeziehung basieren weiterhin auf neo-kolonialer Ausbeutung, was zu schweren Menschenrechtsverletzungen und Naturzerstörung führt. Kaffee ist einer der wichtigsten und meist gehandelten Rohstoffe weltweit. Er wird ausschließlich in Ländern des Globalen Südens angebaut und zum allergrößten Teil in den Globalen Norden verkauft. Daher ist uns wichtig, genau an dieser Stelle einen solidarisch-ökologischen Hebel anzusetzen, um die menschenunwürdigen und umweltzerstörenden Strukturen im Kaffee-Handel – gemeinsam mit vielen anderen emanzipatorischen Kollektiven weltweit – zurückzudrängen.
Unterstützung von emanzipatorischen Bewegungen und Selbstverwaltung: Mit unserem Kaffeeverkauf und unserer Arbeit unterstützen wir finanziell und politisch auch die Bewegungen und die Selbstverwaltungsstrukturen, in denen die Kooperativen organisiert sind. Diese Bewegungen verändern bestehende Ungleichheits- und Ausbeutungsstrukturen und bauen mit ihren Selbstverwaltungen politisch-soziale Alternativen auf, auf die wir durch Informationsarbeit aufmerksam machen. Außerdem geht ein fester Teil unseres Röstkaffeeverkaufspreises an die zapatistische Selbstverwaltung (Chiapas) und die Selbstverwaltung der indigenen Gemeinden des Cauca.
Keine Gewinnorientierung: Unser Kollektivbetrieb basiert auf dem Konzept einer solidarischen Wirtschaft. Er ist der Versuch, sich möglichst wenig an bestehenden Marktmechanismen zu beteiligen und eine Alternative dazu aufzubauen. So arbeiten wir nicht gewinnorientiert. Wir möchten unseren Kaffee zu einem Preis anbieten, der für die meisten erschwinglich ist, aber gleichzeitig das Produkt Kaffee mit all seiner vielen Arbeit wertschätzt. Unsere Preiskalkulation basiert darauf, unsere Kosten zu decken. Erwirtschaftete Gewinne fließen in Investitionen in die Zukunft unseres Betriebs und in gesetzlich vorgeschriebene Rücklagen.
Persönlicher Austausch: Wir legen großen Wert auf einen regelmäßigen Austausch mit den Kooperativen und auf ein gleichberechtigtes Miteinander. Wir reisen alle ein bis zwei Jahre zu den Kooperativen. Darüber hinaus haben wir sowohl die CENCOIC als auch Vertreter*innen der zapatistischen Bewegung schon bei uns in Hamburg begrüßen dürfen. Persönliche Treffen ermöglichen uns das Kennenlernen der Lebensrealitäten und der Bewegungen, stärkt das Vertrauensverhältnis und vor allem können wir uns gegenseitig aus erster Hand über alle relevanten Belange austauschen.
 "Otro mundo es posible! – Eine andere Welt ist möglich!"
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